Schattenkrieger by Brian Moreland

Schattenkrieger by Brian Moreland

Autor:Brian Moreland [Brian Moreland]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-7090-0030-4
Herausgeber: Otherworld
veröffentlicht: 2015-10-16T16:00:00+00:00


KAPITEL 30

Der Nebel kroch zwischen den Tannen hindurch und die verwaiste Zufahrtsstraße entlang.

Chambers marschierte als Dritter in einer Kolonne von neun Soldaten – fünf als SS-Leute verkleidet, vier als amerikanische Kriegsgefangene. Indem sie sich den Weg durch ein Gewirr von Ästen bahnten, führte Wolf die Soldaten eine Feuerschneise entlang, die geneigt durch ein dichtes Geflecht von Tannen verlief.

Fallon stapfte hinter dem Captain her. An seiner Hüfte klapperte eine Schmeisser. Mit seinem stämmigen Oberkörper und breiten Nacken sah er wie der Inbegriff eines deutschen Kerkermeisters aus. Gelegentlich schaute er zurück zu seinen vier Gefangenen – Chambers, Buck, Finch und Hoffer –, die schweigend mit den Händen auf den Köpfen marschierten. Am Ende der Kolonne behielten Moose, Fox und Snake den dichten Wald zu beiden Seiten des Pfads im Auge.

Chambers trat sorgsam in die Abdrücke, die Wolf und Fallon im Schlamm hinterließen. Die Schwerkraft zerrte heftig an seinen Beinen. Selbst das Atmen wurde zu mühsamer Arbeit. Von den nassen Tannenzweigen tropfte Wasser auf Helme und Jacken. An mehreren Stellen entlang des Pfads ragten die drei Stifte von Springmienen aus dem Nadelbett des Bodens. Chambers wies Buck auf die Sprengkörper hin, der seinerseits Finch davor warnte.

»Pass auf, wo du hintrittst, Kumpel«, flüsterte Finch zu Hoffer.

Snake rammte Finch den Gewehrkolben in den Rücken. »Nicht reden«, befahl er auf Deutsch.

»He, sachte, du Trottel.«

»Tempo!« Snake versetzte ihm einen weiteren Stoß.

Schweigend erklommen sie die Anhöhe. Die einzigen Geräusche im Wald stammten vom leichten Regen, der auf den Baldachin der immergrünen Bäume fiel, und von ihren Stiefeln, die schmatzend den schlammigen Pfad entlangstapften.

Je weiter sie sich den Weg durch den Hürtgenwald bahnten, desto orientierungsloser fühlte sich Chambers. Er blickte auf den Kompass auf seiner Silberuhr. Der Pfad verlief abwechselnd nach Süden und Südosten, teilweise sogar hart nach Osten. Wohin gehen wir? Er starrte Wolf und Fallon an, die auf Deutsch miteinander flüsterten.

Der Weg führte zu einem schmiedeeisernen, von Efeu überwucherten Zaun mit Spitzen. Chambers sträubten sich die Nackenhaare. Jenseits des Zauns erstreckte sich ein riesiger Friedhof einen schlammigen Hang hinauf. Nebel kräuselte sich gespenstisch zwischen Steinkreuzen und Grabmalen. Durch seinen Kopf zuckte sein Albtraum und vermischte sich mit den realen Bildern vor seinen Augen.

Wolf öffnete ein rostiges Eisentor, dessen Angeln quietschten, und betrat den Friedhof. Chambers zögerte kurz, bis Fallon ihn durch das Tor stieß. Die neun Soldaten bahnten sich den Weg zwischen Kreuzen und Grabsteinen hindurch. Auf einigen prangten ovale Fotos der ruhenden Toten, deren Augen sie im Vorbeigehen zu beobachten schienen.

Wolf führte sie zu einer Gruft, die durch eine Explosion aufgesprengt worden war. Die Steintür lag wie eine bleiche Planke auf dem Boden. Die Männer stiegen darüber hinweg und zwängten sich in eine Kammer, halb so groß wie ein Kohlenbunker. Der Geruch von Jahrhunderte altem Schimmel hing in der Luft.

Eine Wand bedeckten quadratische Marmorplatten: Helmut Schmidt, 1880 – 1926, Gretchen Schmidt, 1875 – 1930, Rudolph Schmidt, 1902 – 1936, Claudia Schmidt, 1892 – 1932 sowie ein halbes Dutzend weiterer Mitglieder der Familie Schmidt.

»Was machen wir hier?«, verlangte Chambers zu erfahren.

»Wir wägen die Lage ab.« Wolf deutete auf mehrere Risse in der Wand der Gruft.



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